Sind wir hier die einzigen Backpacker? Backpacking auf Antigua und St. Kitts
Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit über zwei Wochen in der schönen Karibik auf Antigua, St. Kitts und Nevis zu verbringen. Schnell stellte sich heraus, dass mein Freund und ich wahrscheinlich die einzigen Backpacker waren. Wie uns das aufgefallen ist und warum wir die Inseln trotzdem als sehenswert empfinden, erfährst du in diesem Artikel.
Vor kurzem stand für mich eine Dienstreise nach St. Kitts und Nevis an, weil dort eine Konferenz stattfand. Also dachte ich mir, dass es doch ganz nett wäre, die Reise zu verlängern, denn der Weg von Deutschland nach St. Kitts und Nevis ist nicht gerade kurz. Man hört doch immer von der traumhaften Karibik vor allem von Urlaubern, die dort eine Kreuzfahrt gemacht haben. Man sieht Bilder von azurblauen Traumstränden und dem Paradies auf Erden. Wie sieht dieses Paradies eigentlich aus? Sind die Strände wirklich so schön? Ich wollte es einfach mit eigenen Augen erfahren. Als die fünf Tage Konferenz vorbei waren, ging für mich die Reise erst richtig los. Doch schon im Vorfeld kam mir einiges etwas seltsam vor.
Keine Hostels?
Bei der Suche nach einer Unterkunft, suchte ich vergeblich nach einem Hostel – weder auf Antigua und Barbuda, noch auf St. Kitts und Nevis konnte ich welche finden. Stattdessen bot sich mir eine Fülle von teuren Resorts mit Pools, Fitnessstudios und was weiß ich nicht alles. Natürlich gab es auch All-Inclusive-Angebote, bei denen man das Hotel/Resort gar nicht mehr verlassen muss. Zwei Wochen im ein und selben Resort? Nein danke! Mein Freund und ich wollten lieber die Inseln erkunden, wandern und vielleicht den ein oder anderen verstecken Ort finden. Zwei Wochen im ein und selben Resort klangen für uns furchtbar langweilig, da hätte man ja gleich zu Hause bleiben können. Daher buchten wir einfache Hotels, eins auf Antigua und eins auf St. Kitts, die als Basis für unsere Erkundungen dienen sollten.
Zwei Arten Touristen
Dass es keine Hostels gab fand ich nicht weiter schlimm, denn gerade wenn wir zu zweit unterwegs sind, buchen wir oft ein Doppelzimmer. Mancherorts ist das sogar günstiger als zwei Dormbetten. Die Kühlschränke und Wasserkocher in unseren Zimmern waren außerdem sehr hilfreich und haben dazu beigetragen, dass wir uns gut selbst versorgen konnten. Direkt nach Bezug meines Zimmers, erkunde ich immer ganz gerne die Umgebung. In Antigua waren wir fast direkt neben dem Kreuzfahrthafen, auf St. Kitts war das Guest House in einem Wohngebiet. Auf beiden Inseln gab es zwei Gruppen von Touristen: 1) Amerikaner, die per Flugzeug angereist waren, ihre Unterkunft war eher ein Resort und viele hatten ein Leihauto und 2) Kreuzfahrttagestouristen aus verschiedenen Ländern, die so gut wie nie länger als einen Tag auf der Insel blieben. Dem entsprechend waren die Häfen der Insel für die Kreuzfahrttagestouristen gestaltet und mit Geschäften voller billiger Souvenirs, aber auch teuren Schmuckläden zugepflastert. Man kann dort kaum zwei Meter laufen ohne eine Tour, ein Taxi oder irgendein Souvenir angeboten zu bekommen. Lehnt man dankend ab, so sind die Verkäufer zum Glück nicht so hartnäckig wie in so manch anderem Land, welches ich bereits besucht habe.
Unterwegs auf den Inseln
Auf den Inseln gibt es zahlreiche Minibusse, die an bestimmten Terminals abfahren oder die man ähnlich wie Taxis anhalten kann. Die Fahrten kosten je nach Distanz 1-3€ pro Person und es läuft immer fröhliche Musik in den Bussen. Allerdings waren wir grundsätzlich die einzigen Nicht-Ortsansässigen. Auch zu Fuß kommt man gut voran, auch wenn ich das Gefühl habe, dass noch nicht einmal die Einheimischen zu Fuß unterwegs sind. Mein Freund und ich stellten uns einige Touren zu Stränden, dem Regenwald und Aussichtspunkten zusammen, die man entweder zu Fuß oder per Bus erreichen konnte. Lustigerweise waren wir wirklich die einzigen Nicht-Einheimischen weit und breit bei vielen unserer Wanderungen. Diese führten uns auch abseits von den Touristengebieten, durch Wohngebiete und an verlassenen Stränden vorbei. Nicht selten wurden wir von Einheimischen verwundert gefragt, wo wir denn herkämen.
Müll abseits der Touristengebiete
Abseits der Touristengebiete erkennt man schnell, dass die Inseln ein regelrechtes Müllproblem haben. Strände mit verlassenen Hotelruinen sind regelrecht zugemüllt, wahrscheinlich wird der Müll vom Meer angespült, aber keiner fühlt sich dafür verantwortlich ihn anzusammeln. Auch in den Wohngebieten ist es nicht besser, teilweise ist die Kanalisation voll mit Plastikmüll und der ein oder andere Strand zeigt wie Plastikkleinteile längst ein fester Bestandteil des dortigen „Ökosystems“ sind. Das gehört natürlich nicht zum karibischen Traum und sehen will das auch niemand. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich dabei nicht um ein großes Problem handelt. Gerade wir Backpacker sollten mit gutem Beispiel vorangehen und so wenig (Plastik-) Müll wie möglich produzieren, am besten gar keinen.
Strände und der Regenwald
Selbstverständlich haben die Inseln viele wirklich schöne Fleckchen. Mir persönlich haben der Regenwald auf St. Kitts und einige Strände auf Antigua wirklich extrem gut gefallen. Hm, wahrscheinlich sollte ich beidem jeweils einen Artikel widmen (falls ihr Interesse habt, schreibt es doch bitte in die Kommentare). Die Strände auf Antigua waren in besagten azurblau, allerdings fand ich die empfohlenen Strände wie beispielsweise Dickenson Bay sehr überlaufen und würde empfehlen einen weniger überlaufenen und vor allem Resort-freien Strand zu besuchen. Der Strand in der Nähe von Fort James eignet sich hierfür beispielsweise sehr gut, man muss sich nur etwas Verpflegung einpacken.
Ein richtiges Highlight war für mich der Regenwald auf St. Kitts. In der Nähe einer alten Zuckerfabrik, die zeitweise auch Rum brannte, befindet sich ein National Park, in dem man selbst wandern gehen kann. Allerdings sind hier zahlreise Reisegruppen mit Guides unterwegs und es gibt eine Ziplining-Strecke. Wer sich aber mit GPS traut kann den Regenwald in eigener Geschwindigkeit erkunden. Wobei ich hier jedem, der sich für die Vegetation interessiert, einen Guide ans Herz legen würde. Auch hier zeigte sich wieder, dass niemand außer uns mit dem Bus zum National Park gefahren ist und alle Teil einer Tour waren.
Fazit
Antigua und Barbuda ist wie St. Kitts und Nevis voller schöner Orte mit tollen Wäldern und schönen Stränden. Aber lasst euch nicht von den Bildern blenden. Die Inseln wirken sehr kommerziell und sind eher für den Klischeetouristen ausgestattet. Abseits der Touripfade wird das Müllproblem der Inseln sichtbar und eigentlich müsste jeder Tourist und Reisende versuchen aktiv etwas dagegen zu tun. Backpacking ist auf den Inseln auf jeden Fall möglich, auch wenn die Informationen dazu eher spärlich sind und es so gut wie keine Backpacker auf den Inseln gibt. Aber mal ganz ehrlich, will man wirklich einen Tag lang im Flugzeug verbringen und aus Europa in die Karibik fliegen, nur um Strände zu erkunden, die es so ähnlich teilweise sogar in Europa gibt? Weder der teure Flug noch die damit verbundenen Umweltschäden lohnen sich für diese Inseln und wenn ich nicht aufgrund der Konferenz vor Ort gewesen wäre, würde ich von Europa aus nie für 2 Wochen in die Karibik fliegen. Wäre ich sowieso in der Nähe – beispielsweise im Rahmen einer Amerikarundreise – dann sähe das schon anders aus, daher würde ich die Karibik eher als Teil einer größeren Reise empfehlen oder Reisenden, die richtig lange dort bleiben wollen.
Don’t Panic!