Eine ungewollte Einreise nach China ohne Visum
Folgende Ausgangssituation:
- Flug von Tokyo Haneda nach Hongkong mit Umstieg in Shanghai Pudong
- Ein altes China-Visum im Pass
- Verwirrtes Flughafenpersonal
- Damals noch keine Transit-Visa in China möglich
Der Check-In
Ich checkte für meinen Flug nach Hongkong über Shanghai Pudong am Haneda Flughafen in Tokyo ein und da kam mir schon das erste Mal etwas komisch vor, denn obwohl ich nur umsteigen wollte, wurde ich nach einem Visum gefragt. Die Check-in-Mitarbeiterin wartete meine Antwort aber gar nicht ab, als sie ein altes China-Visum in meinem Pass sah und verabschiedete sich mit einem “denken Sie in Shanghai an ihr Gepäck” von mir. Da habe ich mich dann gefragt, wieso mein Gepäck nicht checked through ist, aber wegen der schlechten Erfahrung mit der Airline wunderte mich gar nichts mehr.
“We will soon arrive in Shanghai Hongqiao Airport”
Doch im Flugzeug dämmerte es mir dann, als ich folgende Durchsage hörte: “Please prepare for landing in Shanghai Hongqiao“. Ich musste nicht nur umsteigen, sondern auch zu einem anderen Flughafen und darüber wurde ich beim Ticketkauf nicht informiert. Das Bordpersonal konnte mir auch nicht weiterhelfen, Visa-On-Arrival gab es nur für Taiwaner und ich hatte etwa fünf Stunden Zeit für den Transit ohne gültiges Visum.
Das Verhör
Auf die Alien-Arrival-Card schrieb ich mit großen Buchstaben Transfer und die Frau am Immigration-Schalter schien darüber so gar nicht erfreut. “I will leave your country as soon as possible, if you let me enter it”, war einer der Sätze, die ich sagte. Sie rief per Walkie-Talkie Verstärkung, ich wurde abgeholt und in ein “Büro” gebracht. Plötzlich kam ich mir vor wie in einem Film, über dem Tisch eine Klischee-Lampe, ein Mann in Uniform betrat Raum und bewaffnete sich, um mich zu bewachen und die Uhr tickte.
Ich wurde ausführlich über die Situation befragt, mein Flugticket mehrfach kontrolliert und niemand schien Verständnis zu haben. Dann wurde noch jemand von der Airline gerufen, der das Ganze erklären sollte und mein Pass einkassiert. Ich wartete und schmiedete Ersatzpläne. Jedoch bekam ich meinen Pass zurück mit einem riesigen Stempel “Stay Permit” für 24 Stunden und wurde mit “Good luck, take a taxi” verabschiedet. Ich hatte es jetzt zwar geschafft einzureisen, doch ich musste noch meinen Flug erwischen.
Das andere Terminal
Mein Rucksack lag als einziges auf dem Gepäckband und ich konnte gerade so noch eine Mitarbeiterin des Lost and Found davon abhalten, ihn einzukassieren. Um auf Nummer sicher zu gehen, hob ich 100 Euro in RMB ab. Der andere Flughafen sollte ein bis zwei Stunden weg sein und jeder, den ich fragte, empfahl mir ein Taxi. Doch ein Chinese erbarmte sich und erklärte, dass es einen Bus vom anderen Terminal aus gab, der zuverlässig sein sollte, doch dafür müsste ich erst mal ans andere Terminal. Vergleichsweise schnell fand ich einen kostenlosen Bus, der aber erst 20 Minuten später los fuhr. So war eine Stunde kostbare Zeit bereits am Flughafen vergangen.
Der Bus ohne Fahrplan
Angekommen am anderen Terminal fand ich mich so gar nicht zurecht. Auch wenn Pudong ein internationaler Flughafen sein sollte, war 95% auf chinesisch beschriftet. Plötzlich traf ich auf zwei Japanerinnen, die denselben Bus suchten, aber von einem gerade geschlossenen Schalter ein Ticket hatten. Es gab auch eine Haltestelle, aber weit und breit kein Bus. Auf die Frage, wann der Bus denn käme antwortete eine Aufpasserin “the bus will come”, allerdings war ihr einfach keine Zeitangabe zu entlocken, daher setzte ich mir eine Deadline von 20 Minuten, in denen kein Bus kam. Als ich gerade jemanden nach dem Ausgang fragte, kam der Bus doch noch an und ich konnte noch ein Ticket für 4 Euro kaufen. Jetzt hieß es Daumen drücken, dass der Bus pünktlich ist und maximal zwei Stunden braucht, denn dann würde ich es gerade so schaffen.
Die Hoffnung schwindet
Doch Pustekuchen, der Bus fuhr in den größten Stau, den ich je gesehen hatte, alle Hoffnung schwand und ich überlegte schon, wie ich an einen Ersatzflug kommen könnte, denn ich hatte noch einen weiteren Flug am nächsten Tag von Hongkong nach Vietnam mit einer anderen Airline. Zum Glück hatte ich kein Taxi genommen, denn das wäre ja noch viel teurer und nicht schneller gewesen.
Die Hoffnung schwindet
Der Stau löste sich, nach der Ankunft des Busses rannte ich “ganz entspannt” so schnell ich konnte zum Check-in-Schalter, um es zumindest zu versuchen. Dieser war aber noch offen, ich durfte einchecken und hatte bei Ankunft noch etwa 45 Minuten, bis das Boarding begann. Das lag daran, dass mein Anschlussflug zu meinem Glück verspätet war. Man war ich glücklich und erleichtert, nun war auch endlich Zeit zu schauen, warum das ganze überhaupt passiert war. Auf dem Online-Ticket und sämtlichen Dokumenten stand überall nur Shanghai und nicht der IATA-Code. Ich wusste zwar, dass der Flug von Pudong abflog, aber weder, dass es einen weiteren Flughafen gab und schon gar nicht, dass ich dort hin musste. Aber Glück im Unglück und einem Airport-Race von fünf Flughäfen in 24 Stunden kam ich in Hanoi an.
Checkt immer genau, ob eine Stadt nicht mehrere Flughäfen hat und vor allem bei billigen Tickets, ob es nur ein normaler Umstieg oder eine Fahrt quer durch die Stadt wird. Das Visumproblem ist heutzutage übrigens keines mehr, denn Shanghai erlaubt das 72-stündige Transitvisum.
Auch spontan ohne Visum in China. Don’t Panic!