Mit dem Zug unterwegs
Nun war ich fast am Ende meines Myanmar-Aufenthaltes und noch kein einziges Mal mit dem Zug unterwegs. Dies änderte ich mit einer Fahrt von Yangon nach Bago in der „Upper Class“.
In meinem Myanmar-Special habe ich ganz einen der abenteuerlichsten Tage überhaupt vergessen: Die Zugfahrt nach Bago. Glücklicherweise hatte ich noch einen Puffertag in Yangon eingeplant und entschied mit dem Zug nach Bago zu fahren. Das ist auch die sinnvollste Möglichkeit zu diesem Ort zu gelangen, denn für einen Bus müsste man wieder an das weit entfernte Highway-Bus-Terminal.
Seit diesem Jahr (2015) zahlen Touris auch denselben Preis wie Locals, daher ist Zugfahren unschlagbar günstig, zu zweit haben wir 2300 Kyat (~2€) für die Upper Class bezahlt. Aber: Das Ticket kann nur am Bahnhof gekauft werden, da noch analoge Fahrgastlisten verwendet werden. Daher kann bei der Hinfahrt auch noch kein Ticket für die Rückfahrt erworben werden. Das ist aber nicht weiter schlimm. Für den Kauf des Tickets wird der Pass benötigt, da die Passnummer auf das Ticket geschrieben wird.
Die Fahrt war sehr abenteuerlich, da man aufgrund der schlecht gewarteten Gleise schon mal gut durchgeschüttelt wird. Dabei ist ein Auf-und-Ab unbedenklich, eine seitliche Bewegung schon, da der Zug entgleisen könnte, wenn die Amplitude zu groß ist. Aber keine Panik, das merkt man frühzeitig und hat dann noch Zeit den Zug zu verlassen. Der Zug fährt genau wegen des schlechten Gleiszustands auch relativ langsam.
Man merkt schon deutlich, dass einfach alles veraltet und schlecht gewartet ist. So sind Polster verdreckt (aber manchmal mit gewaschenen Bezügen überzogen), Sitze nicht mehr einstellbar, es gibt keine Fensterscheiben, sondern Klappläden, in den Abteilen ist kein Licht und und und. Aber: It’s not a bug, it’s a feature. Genau das gestaltet die Fahrt super spannend! Man kann vieles tun, was in deutschen Zügen niemals möglich wäre, wie beispielsweise den Kopf aus dem Fenster strecken.
Nicht nur der Zug selbst, sondern auch der Blick nach draußen ist sehr interessant. Bei manchen Dörfern wurde nochmal sehr deutlich, dass Myanmar ein großes Müllproblem hat und dass noch veraltete Techniken in der Landwirtschaft genutzt werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber der Meinung „Brandrodung“ gesehen zu haben. Doch nicht nur solche eher traurigen Aspekte sind zu sehen. So sieht man weite Felder, ab und an mal ein Haus oder Dorf, die sich inmitten dieser Idyle befinden. Ich fand es auch sehr überraschend, dass relativ viele Leute auf/entlang der Gleise unterwegs waren. In anderen Ländern wird sehr viel unternommen, dass das nicht passiert, in Myanmar ist es Gang und Gebe.
Jeder Myanmar-Reisende sollte unbedingt mindestens einmal Zug fahren! Nicht zuletzt, um die Ausstattung der Büros beim Kauf der Fahrkarten zu bewundern – die ist nämlich verdammt cool.
Don’t Panic! Auch nicht im schwankenden Zug!