[Erasmus+] Ich bin Mitglied im „Lettenklub“!
Auch im Ausland bleibt einem der Behörden- und Papierdschungel nicht erspart. Viel Papierkram, aber es hat sich gelohnt: Vom Antrag bis zur Registrierung in Lettland.
Für einen Deutschen ist es irgendwie ganz selbstverständlich, wenn man irgendwo hinzieht, meldet man sich dort auch. Behördengänge sind zwar langwierig und anstrengend, gehören zum Alltag aber irgendwie dazu. So war es für mich selbstverständlich mich in Riga zu registrieren. Die Registrierung ist für EU-Bürger, die unter einem Jahr in Lettland bleiben, eigentlich nicht notwendig. Bereits in der Uni wurde mir eher davon abgeraten und auf den ganzen Papierkram verwiesen. Aus mehreren Gründen wollte ich mich aber trotzdem registrieren.
Für eine Registrierung in Lettland benötigt man:
- eine Krankenversicherung (weiteres siehe unten)
- ein Antragsformular, mehrere Seiten komplett ausgefüllt
- ein Bild, biometrisch
- den Pass
- je nach Einzelfall noch weitere Formulare oder Bescheinigungen
Außerdem muss man persönlich bei der Behörde (Pilsonības un migrācijas lietu pārvalde) vorsprechen. Das hört sich doch zunächst mal einfacher an, als es eigentlich ist. Auf dem Amt können nicht alle Englisch, daher sollte man unbedingt jemanden zum Übersetzen mitnehmen.
Papierchaos auf dem Amt
Bepackt mit einem Letten und einem Berg Unterlagen ging ich zum Amt. Und dort fing es schon mal gut an: Ich hatte ein falsches und veraltetes Formular, sodass ich alles neu ausfüllen musste. Die Immatrikulationsbescheinigung der Uni wurde nicht angenommen, weil Letten normalerweise einen Vertrag mit der Uni abschließen, um Studiengebühren usw. zu zahlen. Austauschstudenten haben diesen Vertrag nicht. Zum Glück konnte ich mich als Privatperson registrieren, aber auch hier braucht man Zusatzunterlagen. Der Berg Papier auf dem Schreibtisch stapelte sich höher und höher. Ich musste unter anderem angeben in welchen Verhältnis ich wohne. Da ich bei jemandem zu Gast bin, haben Name und Anschrift gereicht. Der Normalfall ist aber eher, dass man etwas mietet, dann braucht man einen Mietvertrag.
Krankenversicherung im Falle des Todes
Auch wenn es noch in vielen Quellen zu lesen ist, die europäische Krankenkarte wird nicht als Versicherung akzeptiert, weil Kranken- und Totenrücktransporte nach Deutschland nicht mit eingeschlossen sind. Das Problem habe ich gelöst, indem ich eine lettische Krankenversicherung abgeschlossen habe, die bestimmte Fälle abdeckt. Diese Versicherung ist extra für Ausländer in meiner Situation zugeschnitten. Ich konnte dort alles auf Englisch machen, die Versicherungsgesellschaft heißt Balta und die Versicherung kostet nur 26 Euro pro Halbjahr. Der Abschluss war sehr schnell und unkompliziert. Auch wenn die Homepage nicht auf englisch verfügbar ist, die Hotline hat einen englischen Support.
Auch wenn man sich nicht registrieren will, sollte man sich überlegen so eine Versicherung abzuschließen, da die europäische Krankenkarte Rücktransporte ins Heimatland im Krankheits- oder Todesfall nicht abdeckt.
Die „Mitgliedskarte und -nummer“
Nachdem also alle Formulare neu ausgefüllt waren, ich die Versicherungsbestätigung nachgereicht hatte und mein monatliches Einkommen angegeben hatte, ging es weiter. Photo, Unterschrift und Fingerabdrücke wurden elektronisch erfasst, irgendwie ähnlich wie beim deutschen Perso. Wichtig: Man sollte überall genauso unterschreiben, wie es auf dem Pass zu sehen ist. Auch wenn die Linie mal kürzer ist, auf keinen Fall abkürzen. Anschließend wurde mir mitgeteilt, dass ich noch etwa 20 Euro für den Vorgang bezahlen muss.
Am Ende meinte die Beamte, dass ich nun zwei Wochen warten müsse, dann würde mir die Entscheidung des Amts mitgeteilt werden. Als ich dann zwei Wochen später anrief, hatte auch alles geklappt und ich konnte die Unterlagen abholen. Überraschenderweise bekam ich einen lettischen Personalausweis. Das war auch der Grund, warum ich Gebühren zahlen musste. Dieser sieht genauso aus wie der lettische, hat aber im Feld Staatsbürgerschaft „DEU“ stehen. Jeder Lette und in Lettland registrierte hat einen Personencode, der aus Geburtsdatum plus Zufallszahl besteht. Irgendwie wie eine Art Mitgliedsnummer. So einen Code habe ich jetzt auch, ich bin quasi auch ein „Mitglied im Lettenklub“, sogar mit Ausweis. Der Code ermöglicht es unter anderem Verträge zu schließen und eben Sachen zu machen, die einen Personencode erfordern. Der Perso für Ausländer scheint ziemlich neu zu sein, denn bereits in der Bank habe ich bereits Angestellte damit verwirrt.
Will man wirklich „Mitglied“ werden?
Der Papierkram lohnt sich wirklich nur, wenn man den Code wirklich braucht und jemanden zum Übersetzen zur Hilfe hat. Wer (als Europäer) unter 12 Monaten in Lettland ist, sollte sich den Stress wahrscheinlich eher nicht machen. Da das Amt gerade Formulare bearbeitet sind viele, die auf Uniseiten zu finden sind, nicht mehr aktuell. Ich werde jetzt mal schauen, welche Vorteile mir der Personencode und die Registrierung bringen werden.
Bez panikas!