Von San José nach Managua – Eine etwas andere Busfahrt
Wie bereits im vorherigen Post erwähnt, erlaube ich es mir nun sehr spontan zu sein und mit Nicaragua ein bisher nicht eingeplantes Land zu bereisen. Doch der Weg dort hin ist gar nicht so einfach.
Nach meinem spontanen Entschluss auf meiner kleinen Zentralamerika-Tour Nicaragua zu bereisen hatte ich sehr zu kämpfen, denn zumindest online waren alle direkten Busse von San José nach Managua ausgebucht. Allerdings konnte ich eine Liste mit Adressen von Busunternehmen in San José auftreiben, die ich nach und nach ablief. Beim vierten hatte ich Glück und für 30$ konnte ich einen Platz für einen Bus, der sogar relativ bald fuhr erwerben. Das zunächst gefühlte Glück, sollte sich aber noch stark ändern.
Der einzige Gringo
Bereits bei der Buchung konnte ich mir den Platz aussuchen und so einen mit viel Beinfreiheit wählen, dass ich meinen Rucksack nicht im Gepäckfach verstauen musste. Bei Fahrten in Zentralamerika habe ich irgendwie immer gezittert und meinen Rucksack teilweise sogar in einer Mülltüte aufgegeben um Diebstahl zu vermeiden. Meine Sitznachbarin war eine Doppelstaatlerin, die wohl Verwandte in Nicaragua besuchen wollte. Nach sehr kurzer Zeit war mir klar, dass ich die einzige Person war, die weder aus Costa Rica, noch aus Nicaragua kommt. Quasi der einzige Gringo, denn werden Ausländer in diesen Gegenden oft genannt.
Der Pizza-Service
Nach ein paar Stunden Fahrt, die schneller vorbei gingen als erwartet, öffnete sich die Bustür während der Bus noch fuhr und die Busbegleiter schrie hinaus. Der Bus fuhr auch deutlich langsamer. Plötzlich tauchte neben dem Bus ein Fahrradfahrer auf, der mit Busbegleiter einen Stapel Pizzakästen und die Hand drückte. Dann wurde schnell bezahlt und die Tür schloss sich wieder. Die Busfahrt war wohl mit Verpflegung, eine halbe Pizza und eine Flasche Wasser pro Fahrgast.
Die Grenz-Gebühr
Sehr spät kamen wir an der Grenze an und die Pässe wurden eingesammelt. Da gefiel mir so gar nicht, denn ich hätte mich lieber selbst in die Schlange gestellt. Außerdem sagte mir der Busbegleiter, dass ich 10$ in meinen Pass legen soll. Ausländer müssen diesen Betrag bei Einreise nach Nicaragua zahlen. Soweit so gut, allerdings war es sehr spät und irgendwas schien komisch zu sein. Plötzlich kamen Männer in den Bus, die irgendwas schrien und weiteres Geld forderten. Wenn ich es richtig verstanden habe, hätten sie uns so nicht weiterfahren lassen. So musste jeder weitere zwei Dollar zahlen, wer es nicht passend hatte – wie ich – der hatte Pech. Dann ging die Fahrt weiter. Musste ich gerade wirklich einen Grenzbeamten bestechen? Sowas war mir bisher noch nicht passiert und machte die Fahrt nicht besser. Mehrere Stunden lagen noch vor uns und nach schlafen war mir so gar nicht zumute.
Ist das wirklich Managua?
Das hätte ich auch gar nicht können, weil ich mittlerweile von Banknachbarin und anderen Leuten angepöbelt wurde, weil ich nur Colones zum „Zahlen“ der Beamten dabei und das die Währung in Costa Rica ist. Die Leute an der Grenze wollten allerdings lieber Dollar haben. Jeder motzte irgendwas unverständliches und nach kurzer Zeit dachte ich, dass es wohl besser ist die Zeit nicht mit Hinhören zu verschwenden. Etwa zwei Stunden später stoppte der Bus und der Busbegleiter kam zu mir und sagte, dass wir in Managua wären und ich aussteigen soll. Dafür war es aber viel zu früh, denn es war 2:00 Uhr also mitten in der Nacht. Vier Stunden vor der Ankunft. Nach der zweiten Aufforderung stieg ich aus.
Da stand ich nun an einer Tankstelle mitten im Nichts, keine Ahnung, wo ich war und ob ich an der richtigen Stelle rausgelassen wurde. Hatte mir der Fahrkartenverkäufer vielleicht einfach die falsche Zeit gesagt? Hier bleiben konnte ich auf gar keinen Fall, denn es war einer der unsichersten Orte, die ich je besucht hatte. Also ging ich Richtung Tankstelle und überlegte schon auf dem Flachdach zu kampieren, als mich ein Taxifahrer ansprach.
Die „Adresse“
Ich hatte geplant bei einem Couchsurfer zu übernachten und auch dessen Nummer und Adresse, die ich dem Fahrer zeigte. Ich sah dies als meine einzige Chance, da war allerdings ein Problem. Das liebe Geld… Zuerst fragte ich, ob ich wirklich in Managua bin, was mir zu meiner Überraschung mit „ja“ beantwortet wurde. In Panama City hatte ich von einer Amerikanerin eine SIM-Karte für Costa Rica und 20 Cordobas (Währung in Nicaragua, ca. 1$) bekommen. Also erklärte ich, dass ich leider nicht mehr habe. Der Taxifahrer schien mir wohl gesonnen und die Fahrt ging los. Als er erfuhr dass ich aus Deutschland komme, fing er direkt an freudig über Fußball zu erzählen. Nach gar nicht so langen Zeit waren wir auch bei der „Adresse“, dazu muss man sagen, dass Adressen in Nicaragua eher Wegbeschreibungen sind. Es war etwas wie „Nach dem Supermarkt die 3. rechts, das grüne Haus mit der Nummer 141“. Daher musste der Taxifahrer auch andere fragen. Die nächste Hürde war, dass das Haus keine Klingel außer hatte. Daher entschloss ich mich kurzer Hand den Couchsurfer anzurufen und dieser öffnete auch die Tür, was wegen verdammt vieler Schlösser echt lange dauerte.
Ein gutes Ende
Nach einer kurzen Begrüßung legten wir uns beide schlafen. Am nächsten Morgen eröffnete mir der Couchsurfer wie gefährlich das eigentlich wirklich war, denn scheinbar kann man in Managua noch nicht mal Taxifahrern vertrauen und er wurde am Tag zuvor mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt. Ich glaube mittlerweile, dass mir bei der Abfahrt einfach die falsche Zeit gesagt wurde, aber auch, dass die Tankstelle, an der ich rausgelassen wurde, nicht der offizielle Halt war. Alles in allem hatte ich großes Glück, dass ich das Handy und die 20 Cordobas dabei hatte, sonst wäre ich vielleicht wirklich auf dem Tankstellendach gelandet oder schlimmer. Auch scheint es hilfreich zu sein mehrere 1$-Scheine dabei zu haben. Im Endeffekt mag ich die Geschichte sehr und erzähle sie auch sehr gerne.
Hast du schon mal was ähnliches erlebt? Ich würde mich über ein Kommentar sehr freuen.
No se asuste!