Vom Mitfahrer zum Hitchhiker – Das Ende der Geschichte
Im ersten Teil habe ich ja bereits erklärt, wie es zu der damaligen Situation kam, hier kommt nun die Antwort, ob ich es nach San Francisco geschafft habe.
Ich stand früh auf und machte mich mit dem Schild auf den Weg zu einer Kreuzung, die mir die Hostel-Managerin empfohlen hatte. Es regnete leicht und tatsächlich hielt nach 20 Minuten ein Auto an. Der junge Mann war in meinem Alter und entschuldigte sich direkt, dass er mich nur vier Meilen mitnehmen könne, ich fand das aber besser als nichts und bedankte mich. Er erklärte mein Vorhaben für komplett verrückt und hatte sogar Angst um mich. Als ich die Geschichte erzählte, war er aber auch erfreut ein Teil davon zu sein, schenkte mir ein Messer, für den Fall des Falles und setzte mich an einer sicheren Stelle ab.
Nach etwa fünf Minuten kam er zurück, drückte mir 20$ in die Hand und begründete es mit „you can’t go to SF with just 12 dollars“… Ich erklärte, dass es meine eigene Dummheit sei, doch er bestand darauf. (Auch ihm habe ich danach per Mail angeschrieben).
Jetzt wartete ich sehr kurz und eine Frau, die gerade mit ihren Hunden unterwegs war, hielt an. Sie brachte mich zu der Raststätte, wo wir den Abschleppdienst gerufen hatten. Dort stand ich eine Weile, irgendwann brachte ich meinen Rucksack in einem Cafe unter, weil es regnete.
Eine Frau aus dem Souvenir-Shop schenkte mir eine Postkarte, die eine Karte des Highways als Motiv hatte, dass ich mich orientieren konnte.
Nach zwei Stunden begann ich Leute zu fragen, doch erhielt nur Absagen. Zweimal wurde ich sogar angelogen, dass nicht in meine Richtung gefahren werden würde, doch dann sah ich die Leute genau dort hinfahren. Ich dachte schon an aufgeben, fragte und wartete aber weiter.
Irgendwann fragte ich ein Ehepaar aus Lettland, diese fuhren immerhin 20 Meilen in meine Richtung, weiter als ich je gekommen war. Sie fragten, ob es mir etwas ausmachte, wenn sie unterwegs an schönen Stellen hielten. Das war natürlich nicht so, denn erstens ich bin Gast und zweitens waren die Orte echt sehenswert. Tatsächlich war es sogar gut, dass ich dabei war, denn so konnte ich Bilder der beiden machen. Sie fragten mich über meine Reise und wieso ich nun trampen würde.
Wegen des sich verschlechternden Wetter beschlossen sie sogar weiter zu fahren bis Monterrey, was mir für die beiden Leid tat, für mich aber gut war. Immer wieder stoppten wir und ich wurde mit „Picture Time“ als Codewort kurzzeitig zur Fotografin. Irgendwann unterhielten die beiden sich in ihrer Landessprache, da ich etwas Russisch kann, konnte ich Bruchstücke verstehen und plötzlich drehte sich die Frau um.
„We gonna drive you to Salinas, there’s a train to San Francisco, we buy you a ticket“. Ich bedankte mich und sagte, dass ich das nicht annehmen könne. Sie könnten mich gerne an einer Raststätte oder so rauslassen, doch da erzählten sie mir, dass sie relativ reich seien und sich Sorgen um mich machten. Passierte das gerade wirklich? Vier vollkommen fremde Menschen halfen mir so unglaublich.
Kurze Zeit später waren wir in Salinas, einen Zug gab es nicht, aber einen Bus. Wir tauschten noch Mailadressen aus und ich konnte es kaum Glauben ich war nun wirklich unterwegs nach San Francisco und wusste ich komme auch sicher an. Ich war den beiden so dankbar.
Ich war einer von drei Leuten im Bus und erzählte mit dem Fahrer, der war super nett und hatte coole Geschichten auf Lager. Der Bus hatte sogar WLAN, weshalb ich Couchsurfing checken konnte, doch von dem Host hatte ich noch keine Antwort erhalten. Aber zuvor hatte mich an anderer Couchsurfer gefragt, ob ich Lust hätte, ins selbe Hostel einzuchecken, daher ging ich nach der Ankunft zuerst dort hin. Doch in der Zwischenzeit hatte sich der Host gemeldet und holte mich sogar am Hostel ab.
Angekommen wurden mir die Ereignisse der letzten 24 Stunden klar. Ich hatte unendliches Glück und war den Leuten so dankbar. Trotz Unfall, leerer Prepaid-Kreditkarte und spontaner Kosten hatte ich es geschafft. Und das im Land der Serienkiller 😉 Es war ein Unfall, der zum Abenteuer wurde, ich hoffe die Mädels hatte ihren Spaß in den USA, so wie ich meinen auch hatte. Alle Leute, deren Mailadresse ich erhalten hatte, habe ich im Nachhinein kontaktiert und mich bedankt und angeboten das Geld zurückzuzahlen. Allerdings wollte das niemand. Sie waren froh, dass alles gut ging. Allerdings dauerte es noch Tage bis mein Geld endlich angekommen war.
Don’t Panic!