Vom Mitfahrer zum Hitchhiker
Gerade am Flughafen in Los Angeles angekommen, lernte ich direkt zwei Norwegerinnen kennen, die ein paar Tage später über den berühmten Highway 1 nach San Francisco fahren wollten. Dies wollte ich gerne machen, ein Auto alleine mieten, wollte ich allerdings nicht. Also fragte ich die beiden, ob sie mich mitnehmen könnten. „Sure, let’s split the fuel money“, war die Antwort.
Weil ich wegen der Fiji-Flug-Verwirrung kein Hotelzimmer hatte, nahmen sie mich mit zu ihrem Hotel und ich konnte für 15$ im selben Zimmer übernachten.
Nach ein paar Tagen in L.A. fuhren wir früh morgens los Richtung Highway 1. Die Fahrt zeigte eine sehr schöne Landschaft aus dem Fenster, die irgendwann in eine schöne Küste überging. Wir waren Stunden unterwegs und ich nickte ein. Plötzlich wurde ich sehr unsanft geweckt und wir hielten an. Es schüttete wie aus Eimern, hinter einer Kurve waren spitze Steine auf der Fahrbahn. Das resultierte in zwei platten Reifen mitten in der Pampa. Zum Glück kamen andere Reisende vorbei, die uns zur nächsten Raststätte mitnahmen. Doch riefen wir den Abschleppdienst, der uns nach Cambria, die nächste Stadt, schleppte. Sämtliche Werkstätten hatten zu und es war nichts zu machen, wir mussten vor Ort übernachten.
An sich kein Problem, ich entdeckte allerdings ein spontanes sehr schlimmes Problem:
Ich hatte am ersten Abend in den USA direkt Geld auf die Prepaid-Kreditkarte überwiesen, da mir dies auf Fiji nicht möglich gewesen war und dieses Geld war noch nicht angekommen. Im Geldbeutel hatte ich 31$, wie viel auf meiner Ersatzkarte verfügbar waren, musste ich am ATM rausfinden (ich schätzte 50$).
Eine Nacht in der günstigsten Unterkunft kostete 36$, allerdings war ich HI-Mitglied, deshalb waren es für mich nur 30$.
Die Mädels diskutierten bereits und entschlossen nicht mehr nach San Francisco zu fahren und ihre Route zu ändern, weshalb ich sie gleich ausbezahlen musste und auch wollte. Wir waren auch 240 Meilen weit gekommen, ich schätzte, dass es so 30$ sein müssten. Daher überlegte ich nicht im Hostel zu übernachten, sondern draußen wach zu bleiben. Ich muss auch sagen, dass mir die ganze Situation super peinlich war, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass die Überweisung so ewig dauert, weil das noch nie der Fall gewesen war. Denn ich zahle immer meine Schulden.
Plötzlich stand der Typ vom Abschlepp-Service vor mir und reichte mir 19$, das sei das Geld, was er gerade dabei habe und ich solle bei dem Wetter nicht draußen unterwegs sein. Ich wollte es zunächst nicht annehmen, lehnte mehrfach ab, ließ mich aber von ihm, der Hostel-Managerin und einem Gast überzeugen. (Ich habe danach per Mail nach dem Typ gesucht, um ihm das Geld zurückzugeben).
Nachdem wir eingecheckt hatten, kamen die Mädels und forderten 60$, was die Hälfte der Spritkosten war und nicht ein Drittel, wie ich erwartet hätte. Ich fand es relativ unfair, dachte mir dann aber, dass sie mich auch vom Flughafen mitgenommen hatten und an die Sache mit dem Hotelzimmer…
Als ich dann sagte, dass ich kurz Zeit bräuchte, um alles zu checken, wurden sie direkt sehr böse, schrien mich an und sagten, wie erbärmlich ich doch sei. Ich schlug vor es im Worst Case per internationaler Überweisung an eine der beiden zu überweisen, denn Geld hatte ich ja, ich kam nur nicht dran. Sie hätten mir dabei ja über die Schulter schauen könnten, das wollten sie aber nicht, sie brächten das Geld – sofort.
Gegen meinen Reisepass als Pfand lieh ich es mir von der Verwalterin und fragte nach einem ATM, ich hatte ja noch die andere Karte. Der Automat war leicht zu finden und ratet mal wie viel ich abheben konnte? Genau 60$. Diese gab ich sofort weiter. Die Mädels waren derweil mit meinem Geld essen gegangen, ich wollte nach der Aufregung erstmal duschen.
Ich hatte 12$, war in Cambria und hatte keine Ahnung, wann mein Geld endlich ankommen würde. Zuerst sagte ich dem Couchsurfer für den Abend ab und erzählte ihm von allem, netterweise würde er mich auch einen Tag später hosten, wenn ich es irgendwie nach San Francisco schaffen würde. Da beschloss ich einfach zu trampen.
Die Hostelverwalterin tröstete mich, sagte, dass das jedem mal passieren kann und half mir ein Schild zu schreiben. Auf die eine Seite schrieben wir „North“, auf die andere „SF“. Sie sagte mehrfach, dass ich die Mädels vergessen und nicht auf ihre Worte hören sollte.
Die Situation war zwar schwierig, aber im Nachhinein ist sie ein Abenteuer, von dem ich gerne erzähle. Wie das Hitchhiking lief, ob ich in San Francisco angekommen bin und wie das letztendlich mit dem Geld war, befindet sich im nächsten Post.
Don’t Panic!