Sehnsucht nach der Ferne in der Ferne
Ich stehe irgendwo zwischen Tür und Angel, wobei die Tür Deutschland und die Angel Lettland ist oder vielleicht auch andersrum.
In letzter Zeit habe ich oft am meine Anfangszeit in Japan gedacht. Wieso auch nicht, denn die Anfangszeit in Lettland liegt nicht allzu weit zurück. Bei dem ganzen Zurückblicken habe ich irgendwie ein bisschen Sehnsucht bekommen.
Anfangs in Japan habe ich in einer großen WG gewohnt und hatte dort ein 4m²-Zimmer mit Hochbett. Das hört sich viel schlimmer an als es ist. In dem Zimmer ist es nämlich unmöglich Unordnung zu verursachen, es ist leicht sauber zu halten und ich hatte keinerlei unnötigen Kram. Das wichtigste was ich aber hatte war mein Fahrrad mit dem ich Tag für Tag Tokyo erkundet habe. Manchmal bin ich einfach nur zum Rathaus gefahren und habe die Stadt vom 45. Stock aus bewundert.
Auch wenn alles anfangs ein wenig kompliziert war, hatte ich mich doch schnell eingelebt. Der Alltag war praktisch und einfach, ständig gab es was neues zu entdecken.
Und irgendwie vermisse ich das. Aber nicht nur das Entdecken an sich, sondern auch die Onegiri vom Combini, die Fahrradfahren durch enge Straßen, der Kanal in der Nähe der Wohnung, Inari, der Shinkansen, die Metro, die vielen kleinen Schreine überall…
Ich lernte immer mehr Japanisch und fand mich immer besser zurecht. Anfangs hatte ich viel Freizeit, die ich natürlich nicht in meinen vier Quadratmetern, sondern auf meinem Fahrrad verbrachte.
Zwischendurch war ich in Japan aber leider sehr gestresst und hatte so „meinen Kampf“ mit den Japanern. Ich hatte es irgendwann einfach furchtbar empfunden einfach immer die Ausländerin und Fremde zu sein. Ich meine klar, dass bin ich ja irgendwie auch. Aber irgendwie auch nicht. Ich habe mich aus mehreren Gründen in so vielen Situationen fremd behandelt gefühlt, auch wenn ich die Sprache kann und einige Zeit in Tokyo gewohnt habe. Aber irgendwie glaube ich auch, dass man das niemals ändern können wird, wie ich damit umgehe, kann ich aber wohl ändern.
Die letzten Wochen vor dem Umzug von Japan nach Deutschland waren seltsam. Irgendwie habe ich sehr viel Zeit mit fotografieren und Orte ein letztes Mal besuchen verbracht. Heute bin ich sehr froh um die vielen Bilder, die ich in dieser Zeit noch gemacht habe. Ich hatte einen sehr guten Plan für Deutschland, Studium und Forschung nebenbei – ein Traum. Ich liebe Forschung. Aber auch, wenn alles gut klappte und ich eine super WG in Darmstadt gefunden hatte… irgendwie war es verdammt seltsam.
Jedes einzelne Mal wenn ich Japan verlassen musste war es irgendwie schlimm. Vor allem die Male, wo ich nicht wusste wann ich zurück kann. In Deutschland war das nie. Seltsam, oder nicht? Der schlimmste Moment ist der Einstieg in den Bus oder Zug zum Flughafen diese Fahrt aus Tokyo raus. Grausam. Als ich zum Umzug wegflog war es schlimm wie noch nie. Zum Glück musste ich nicht alleine fliegen, aber das Gefühl war neu und irgendwie schlimmer als sonst.
Letztes Jahr im Oktober hatte ich dann Zeit und die Möglichkeit mal eine Woche nach Tokyo zu fliegen und an einem Schreinfest teilzunehmen. Alles war wie eh und je und es fühle sich an wie nach Hause kommen. Jedenfalls würde ich das Gefühl so beschreiben. Leider ging die Woche viel zu schnell rum und der Abschied war wie sonst auch, nur dass ich diesmal noch Fuji aus dem Flugzeug sehen konnte.
Wann ich das nächste Mal wieder nach Japan kann? Keine Ahnung… Es gibt so viel was ich noch sehen will, aber so wenig Zeit und so einen Flugticket ist ja auch nicht unbedingt günstig vor allem als Student. Es gibt noch soooo viele andere Orte, die ich gerne bereisen würde und die Zeit läuft. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis diesen kurzen Artikel zu schreiben um meine Gedanken einfach so mal mitzuteilen. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich irgendwie zu Tode betrübt bin. Auf keinen Fall. Ich habe nur ein bisschen Sehnsucht und kenne mich gut genug, um zu wissen, dass das auch wieder vergeht.
Gibt es für dich auch so ein Land, was es dir so angetan hat wie Japan mir?
Don’t Panic!