Rundāles pils – Das Versailles des Baltikums
Und das ist keine Untertreibung. Dieser Teil der Baltikum-Serie führt uns in den Süden Lettlands.
Nachdem wir uns genug von der langen Autofahrt erholt hatten, blieben wir den Tag über noch im Süden Lettlands, um uns das Rundāles pils (de: Schloss Ruhenthal) und das Bauskas pils, die Burg in Bauska, anzuschauen. Zunächst besuchten wir letzteres.
Die Burganlage wurde 1443 vom Deutschen Orden angelegt und seitdem mehrfach verändert, was auch im Museum gut dokumentiert ist. Heute besteht sie aus zwei Teilen, einem Renaissanceschloss und einer Burgruine. Vor allem das Schloss wurde großzügig, aber originalgetreu, restauriert. Teilweise müssen die Besucher sich kleine Plastiktüten über die Schuhe ziehen, um die Räume zu schützen.
Eines der Highlights dieser Anlage ist ein Turm, von dem aus man eine schöne Aussicht hat.
In einer weniger als zehnminütigen Fahrt kann das Rundāles pils erreicht werden. Für Studenten kostet der Komplex 6 Euro Eintritt (Stand: August 2015). Wer fotografieren möchte, muss allerdings 2 Euro extra zahlen und erhält dann einen Sticker für die Kamera. Camcorder kosten 5 Euro, Stative sogar 50 Euro.
Der Name „Versailles des Baltikums“ ist nicht weithergeholt, denn 1735 wurde das Schloss nach dem Vorbild Versailles entworfen. Es wurde von einer russischen Zarin in Auftrag gegeben und diente zunächst als Sommerresidenz des kurländischen Herzogs. Dieser benutzte es allerdings lediglich drei Jahre lang, da er nach dem Tod der Zarin nach Sibirien verbannt wurde. Dies war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Zarin Katharina II. die Rückkehr gestattete. 1920 wurden die Besitzer des Schlosses enteignet und seitdem ist das Schloss in lettischem Staatsbesitz. Zwischendurch wurde es für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt – als Kornspeicher, Schule, Unterkunft – bevor 1972 mit der Restauration begonnen wurde.
Bereits im ersten Raum – dem Thronsaal – fallen die vielen aufwändigen und für die Zeit typischen Verzierungen auf. Sogar die Decke ist bemalt. Man sollte sich Zeit nehmen und die vielen einzelnen „Szenarien“ anschauen. Ich mochte besonders diese Darstellung mit Sense und Sanduhr.
Es gibt insgesamt 138 Räume, die alle ihr eigenes Farbkonzept haben. Dabei sind Polsterbezüge oft passend zur „Wandtapete“. Zahlreiche Tafeln erklären die Exponate und Bedeutung der Räume, leider ist nicht alles bilingual.
Das gesamte Schloss soll 7000 m² Fläche haben, allerdings kann nicht alles besichtigt werden. Wohin diese Inkognito-Türen führen wurde auch verschwiegen, ich vermute mal, dass sie für Dienstboten waren.
Neben den Räumen und den Möbeln, können auch zahlreiche kostbare Vasen und Gemälde bewundert werden. Hier ist auch die oben erwähnte Katharina II. zu sehen.
Während es recht einfach ist, sich im innerhalb des Schlosses zu orientieren, ist der Garten „organisiert chaotisch“, was ja auch typisch für diesen Stil ist. Von der Ferne spitzte etwas asiatisch aussehendes aus den Hecken, was sich allerdings als Toilettenhaus entpuppte. Zum Glück gab es zahlreiche Übersichtskarten. Leider ist es etwas witzlos ein Bild zu machen, wenn man nicht auf einer erhöhten Position ist, da man sonst vorwiegend Hecken sieht.
Von hier aus ging unsere Fahrt weiter nach Riga – der lettischen Hauptstadt.
Bez panikas!