Reisetips für Nachtzüge: Schlafplatzwahl, Hygiene und Verpflegung
Eine Nacht im Zug kann entspannend, jedoch ebenfalls furchtbar anstrengend sein, je nachdem, wo man genau schläft. In diesem Post habe ich basierend auf meiner Erfahrung in unzähligen Nachtzügen ein paar Tips und Tricks zusammengestellt.
1) Schlafplatzwahl
Je nach Zugtyp gibt es verschiedene Schlafmöglichkeiten. Die einfachste und billigste, jedoch zugleich unbequemste ist ein einfacher Sitzplatz. Ich würde Schlafen im Sitzen nur dann machen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt und unbedingt notwendig ist. Langes Sitzen ohne Bewegung ist nämlich zusätzlich ziemlich ungesund, weil es dem Körper schwerfällt, Flüssigkeit (Blut, usw.) aus den Beinen nach oben zu transportieren, wenn er dabei keine Unterstützung durch die Beinmuskulatur hat. Falls man jedoch auf den Sitzplatz nicht verzichten kann, würde ich empfehlen einen Sitz finden, der einen freien Nachbarsitz hat, so kann man -ohne Schuhe- die Beine schon mal ausstrecken. Plätze mit (Klapp-)Tischen eignen sich ebenfalls besser zum Schlafen, weil man Kopf und Arme dort ablegen kann.
Viel komfortabler hingegeben sind Züge mit richtigem Liegewägen. Am meisten verbreitet sind Vier-Personen-Abteile mit zwei unteren und zwei oberen Betten. Hier hängt die Wahl des Bettes davon ab, ob man fremde Leute im Abteil erwartet, was zumeist die günstigste Lösung darstellt. Ich persönlich bevorzuge ein Bett oben, auch wenn das mit ein bisschen Klettern einhergeht. Das liegt daran, dass die beiden unteren Betten häufig zusammen mit dem Tisch auch von anderen Fahrgästen verwendet werden. Meistens kann das untere Bett so geklappt werden, dass es entweder die Liegefläche oder eine Bank ist. Das führt dann dazu, dass man sich nicht zwingend jederzeit hinlegen oder zurückziehen kann. Im oberen Bett jedoch, ist dies einfacher möglich, folglich hat man eine Art Rückzugort. Ich finde auch, dass das Gepäck oben in den meisten Zügen oft besser verstaut ist, weil es schlechter erreichbar für „Besucher“ von außen ist. Vom Bett aus jedoch, ist es einfach zugänglich, weil die unteren Betten das Gepäck unter der Bank verstauen.
Allerdings gibt es viele verschiedene Zugmodelle, in denen das oberste Bett extrem wenig Platz bietet. In Drei-Personen-Abteilen auf vielen Strecken in Osteuropa beispielsweise sind drei Betten übereinander angeordnet. Diese Anordnung ist auf Strecken mit nur einer Nacht ausgelegt und somit ergibt sich die Bankproblematik nicht, weil der Zug wirklich nur zum Schlafen genutzt wird. Die drei Betten führen ebenfalls dazu, dass man sich im obersten Bett wirklich kaum bewegen kann. Für mich (1,60m) reicht dies, allerdings würde ich bei Drei-Personen-Abteilen mit drei Etagen aus Platzgründen eher die unteren beiden empfehlen.
Die bisherigen Tipps gingen davon aus, dass man in einem geschlossenen Abteil ist. Geschlossene Abteile haben den Vorteil, dass man nachts eine Tür schließen kann und somit unwahrscheinlicher geweckt wird. Es gibt auch private geschlossene Abteile mit eigenem Waschbecken bis hin zur eigenen Toilette. Viele Züge haben jedoch auch offene Abteile, wie bspw. das „Platskart“ in Russland, welche danach optimiert sind möglichst viele Schlafplätze bereitzustellen. Im offenen Abteil, würde ich empfehlen möglichst ein Bett orthogonal zur Fahrtrichtung zu nehmen, sofern dies möglich ist, weil man dann etwas geschützter vor Vorbeigehenden ist. Zusätzlich empfehle ich auch hier das obere Bett, auch wenn es weniger Platz bietet aufgrund besserer Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten. Meine allgemeine Meinung zu offenen Abteilen ist grundsätzlich zweigeteilt: Einerseits ist es dort in der Hauptsaison deutlich schwieriger Schlaf zu finden, weil es einfach zu viele Leute auf zu engem Raum sind, aber andererseits ist das offene Abteil viel besser belüftet, sofern es kaum belegt ist. Daher würde ich weder im Sommer noch in der Hauptsaison zu einem offenen Abteil raten.
Egal, ob es sich um ein offenes oder geschlossenes Abteil handelt, ich würde sagen, dass auch die Lage des Abteils eine Rolle spielt. Ich tendiere dazu lieber ein Abteil zu nehmen, was sich in der Mitte eines Waggons befindet, weil diese häufig ruhiger sind. Randabteile sind häufig in der Nähe von Türen, Wasserspendern und Toiletten, weshalb man hier wahrscheinlich weniger Ruhe findet. Zusätzlich versuche ich immer mindestens einen Waggon zwischen mir und dem Speisewagen zu haben, weil dieser häufig aufgesucht wird und somit viele Leute in Richtung Speisewagen unterwegs sind.
Zusammenfassend würde ich ein oberes Bett im geschlossen Abteil in der Mitte eines Waggons bevorzugen.
2) Hygiene
In den allermeisten Fällen sind Züge mit Toilettenkabinen und Waschbecken ausgestattet. Je nach Zugmodel, kann man mehr zahlen, um ein eigenes Waschbecken bis hin zur eigenen Toilette zu haben. In Europa hatte ich bisher keine Probleme mit der Sauberkeit von Toiletten, auch wenn ich empfehlen würde immer etwas zum Desinfizieren und Abputzen griffbereit zu haben. Das bedeutet ich empfehle nicht auf „gut Glück“ ohne Desinfektionsmittel und Tücher auf die Toilette zu gehen, auch wenn sie die letzten zehn Male sauber war. Das Wasser zum Händewaschen würde ich in den meisten Fällen nicht zum Zähneputzen empfehlen, weil es keinen Trinkwasserstandard hat. Daher würde ich zum Zähneputzen eine Trinkflasche mit Wasser zum Waschbecken mitnehmen. Manche Züge haben einen Trinkwasserspender, informiert echt daher vorher, ob ein solcher Spender vorhanden ist oder ob ihr Wasser mitbringen müsst. Toilettenkabinen mit Waschbecken sollten folglich zum Zähneputzen, Händewaschen und Gesichtwaschen ausreichend sein, was für eine Nacht ausreichend ist. Ist man allerdings mehrere Tage unterwegs, gibt es drei Möglichkeiten. Erstens, man wäscht sich mit einem Waschlappen am Waschbecken. Zweitens, man nutzt eine Dusche, sofern diese (oft gegen Aufpreis) im Zug vorhanden ist. Oder dritten, man duscht während eines Zwischenhalts. In meiner Erfahrung ist das Duschen am Zwischenhalt schwierig, weil kaum Bahnhöfe mit Duschen ausgestattet sind. Duschen im Zug ist ebenfalls selten, allerdings kann man sich oft vorher über die Zugausstattung informieren. Ich dusche mich daher kurz vor der Zugfahrt ausführlich und halte mich mit einem Waschlappen sauber.
Neben Körperhygiene spielt für mich die Sauberkeit in Zügen eine sehr zentrale Rolle. In den meisten Zügen wird frische Bettwäsche bereitgestellt und regelmäßig geputzt. In der Transsibirischen Eisenbahn wird jedes Abteil einmal täglich gesaugt. Allerdings ist dies sehr vom Land und Zugbetreiber abhängig, daher würde ich immer empfehlen sind im Vorfeld zu informieren, was vom Betreiber gestellt wird. Für den Fall, dass es nur Decken und keine Bettwäsche gibt, kann man z.B. ein Inlay-Schlafsack aus Baumwolle nutzen, um keine schwere Bettwäsche einpacken zu müssen.
Zum Hygienethema gehört für mich auch Müll. Alle Züge sollten gut zugängliche Mülleimer haben, die man direkt nutzen sollte. Ich empfehle es nicht eigene Mülltüten oder Sammelstellen im Abteil zu machen, bringt lieber den Müll direkt raus, dass sich hier keine Gerüche oder sonstiges bilden. Der Weg zum Mülleimer sind meist wenige Meter und bei einer derartigen Reise ist es gut sich zu bewegen. Unabhängig vom Müll empfehle ich ordentlich zu sein und nicht unnötig herumliegen zu lassen.
Zusammenfassend: Informiert euch vor der Abfahrt über sanitäre Anlagen im Zug und ob es dort Trinkwasser gibt. Falls es kein Trinkwasser gibt, packt euch selbst welches ein. Nehmt Desinfektionsspray und Tücher für Toilettengänge mit. Falls es keine Dusche gibt, hilft ein Waschlappen. Entfernt Müll möglichst direkt aus dem Abteil.
3) Verpflegung
Die meisten Nachtzüge verfügen über hervorragende Speisewägen, die durchgehend geöffnet haben. Daher ist es theoretisch nicht notwendig Verpflegung mit an Board zu bringen. Allerdings sind Speisewägen einerseits nicht die ganze Zeit geöffnet und bieten andererseits nicht zwingend genug Platz für alle Gäste. Des Weiteren kann alleinige Verpflegung per Speisewagen vergleichsweise teuer sein, vor allem, wenn es um Getränke geht. Ich persönlich informiere mich immer vor einer Nachtzugfahrt, ob es einen Trinkwasserspender gibt, an dem ich meine wiederverwendbare Flasche auffüllen kann. Falls dies nicht möglich ist, packe ich mir im Vorfeld zusätzliches Trinkwasser ein. Wenn man keinen Speisewagen nutzen möchte oder keiner vorhanden ist, gibt es zwei weitere Möglichkeiten.
Man kauft sich etwas am Bahnsteig oder man versorgt sich selbst durch einen Einkauf im Supermarkt. Da es schwierig ist abzuschätzen, was genau an den Bahnsteigen verfügbar sein wird, neige ich dazu mich selbst zu versorgen. Hierfür würde ich einfaches Essen empfehlen, was idealerweise keine weitere Zubereitung erfordert und trocken haltbar ist. Zum Frühstück mache ich mir z.B. gerne Haferflocken (mit Milch oder Wasser). Optimiert das Essen danach möglichst kein Werkzeug dafür zu benötigen. Zusätzlich zu den Mahlzeiten, kaufe ich meistens eine Kleinigkeit, wie bspw. Kekse, die ich mit anderen Reisenden teilen kann. In meiner Erfahrung haben Speisewägen übrigens nicht immer die gesamte Karte verfügbar, daher lohnt es sich ein Backup zu haben, selbst wenn es einen Speisewagen gibt. Fährt der Zug nur über eine Nacht, kann man auch auf Verpflegung -abgesehen von Wasser- komplett verzichten und vorher im Bahnhof oder anderswo essen.
Plant vorher wie ihr euch verpflegen möchtet. Plant ein Backup ein, falls der Speisewagen geschlossen oder nicht verfügbar ist. Im Notfall kann man jedoch am Bahnhof noch etwas kaufen.
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Das waren drei sehr allgemeine Tipps für das Reisen im Nachtzug. Hast du noch etwas zu ergänzen? Dann lass es uns wissen!
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