Felsenstadt Petra
Die Felsenstadt Petra ist das Aushängeschild von Jordanien und gehört sogar zu den sieben Weltwundern der Moderne. Was viele nicht wissen: Die Stadt umfasst ein riesiges Gelände. Ich war zwei Tage lang fast 50 km zu Fuß unterwegs.
Geschützt durch den 1,5 km langen Siq
Wenn jemand von Jordanien gehört hat, dann zumeist im Zusammenhang mit der Felsenstadt Petra – der antiken Hauptstadt der Nabatäer. Von etwa 300 v. Chr. an war die Stadt bewohnt und wurde schließlich etwa 600 n. Chr. endgültig verlassen. Ein Großteil der heute noch erhaltenen Stadt wurde direkt aus der Felswand gehauen. Die Zugangsstadt von Petra ist Wadi Musa und enthält alles notwendige wie Hotels, Supermärkte und Restaurants. Per Bus sind es etwa 3,5 Stunden von Amman aus (JETT-Bus 10 JD, Stand November 2017). Der Bus hält direkt neben dem Visitor Center, sodass man wahlweise direkt loslegen kann. Der Eintritt zu Petra war bei mir im Jordan-Pass enthalten.
Doch halt, der Zugang zum eigentlichen Gelände führt durch den Siq (de: Schlucht), welcher etwa eineinhalb Kilometer lang ist. Dabei läuft man entlang der ehemaligen Wasserleitung der Nabatäer, die wahrscheinlich aus Terrakottastücken zusammengesteckt und mit Gips verputzt war. Für die Zeit eine sehr fortschrittliche Technik.
Der Siq selbst ist sehr sehenswert und besteht teilweise aus unterschiedlichen Gesteinssichten, die ihn zu einer sehr schönen Schlucht machen. Theoretisch gibt es die Möglichkeit sich per Kutsche oder Esel „fahren“ zu lassen. Ich persönlich fand das vollkommen unnötig, denn anstrengend war es nicht man sollte aber ordentliche Schuhe anziehen. Außerdem sind die Kutschen so richtig nervig, weil der Siq teilweise nur zwei Meter breit ist, ganz zu schweigen von den armen durch Peitschen angetriebenen Tieren.
Khazne Faraun: Schatz- oder Grabkammer?
Der Siq endet direkt vor einem der Highlights von Petra und sicher bekanntestem Gebäude der Schatzkammer Khazne Faraun. Doch der Name täuscht, denn in Wirklichkeit handelt es sich am wahrscheinlichsten um ein Grab. Auf den Bildern kommt überhaupt nicht rüber, dass Khazne Faraun über 40 Meter hoch ist. Der Stein ist noch sehr gut erhalten, sodass sogar Verzierungen noch erkennbar sind. Betreten von Khazne Faraun ist leider nicht möglich, man kann aber nahe ran gehen und sehen, dass das Gestein im Inneren aus vielen verschiedenen Schichten besteht. Da man fast immer nur Bilder von Khazne Faraun sieht, glauben viele es wäre das einzige Gebäude, doch halt: Es gibt noch so einiges zu sehen.
Das nicht-römische Römische Theater?
Von Khazne Faraun geht es nach rechts weiter an hohen Felsenwänden entlang zum eigentlichen Gelände und zum Zentrum der Stadt. Von weitem konnte ich bereits das Römische Theater zu sehen, welches Plätze für 7000 Zuschauer beherbergt. Auch hier täuscht der Name, denn das Theater wurde von den Nabatäern selbst aus dem Stein gehauen noch bevor die Römer die Stadt eroberten. Dabei wurden sehr wahrscheinlich einige ältere Gräber umfunktioniert, was heute noch an kleinen Höhlen an den Theaterwänden zu sehen ist.
Abseits der Massen: Hoher Opferplatz
Nur wenige Schritte zurück in Richtung Schatzkammer sind Treppen, denen ich folgte. Diese führten mich zum Hohen Opferplatz und einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Fassadenstraße und Königsgräber sehen konnte. Für den Abstieg nutzte ich einen anderen Weg, der an weiteren Ruinen vorbei führte. Hierzu zählen der Gartentempel, eine Löwenstatur und mehrere Gräber. Auf diesem Weg waren kaum andere Touristen unterwegs. Auch wenn sich alles sehr kurz und kompakt anhört, ich war mehrere Stunden unterwegs und der Weg endete am Tempel Qasr Al-Bint. In dessen Nähe befindet sich übrigens ein unfertiges Grab, mit dessen Hilfe Archäologen schlussfolgern konnten, dass die Steinmetzarbeiten von oben nach unten durchgeführt wurden.
Pause in der Innenstadt
Angekommen im eigentlichen Stadtzentrum machte ich erstmal eine Pause, bevor ich meinen Weg von den Tempeln entlang der Säulenstraße fortsetzte.
Dort befinden sich auch die Byzantinische Kirche, der große Tempel und das Nymphaeum. Das Nymphaeum war einst ein großer Brunnen, der sehr trickreich durch die Nabatäer mit Wasser versorgt wurde.
Petra besteht hauptsächlich aus Gräbern
Und schon war der Tag vorbei. Da ich wusste, dass das Gelände relativ groß ist, hatte ich aber zwei Tage in Petra eingeplant (im Nachhinein, ein Tag zu wenig). Am zweiten Tag nahm ich die Route entlang der Wand der Königsgräber, vorbei am Grab von Sextus hinauf auf Al-Khubtha. Auch hier bestand mein hauptsächlich aus Stufen, die in den Stein behauen waren.
Aussicht von Al Khubtha
Auch wenn der Aufstieg anstrengend ist, so lohnt sich vor allem Al Khubtha. Von hier aus hatte ich eine sehr schöne Aussicht auf fast alles, was ich bereits besucht hatte. Sogar Khazne Faraun konnte von hier oben bewundert werden. Leider gab es keinen anderen Weg für den Abstieg, weshalb ich denselben Weg nach unten nehmen musste. Generell sollte ich mal sagen, dass nicht nur die Ruinen alleine, sondern auch die Landschaft darum sehr sehenswert sind.
Das Kloster hoch oben
Das nicht nur die Ruinen sehenswert sind, zeigte sich auch beim letzten Abschnitt meiner Tour: Dem Aufstieg zum Kloster Al-Deir. Über 800 Stufen führten mich in die Höhe. Leider nutzen viele Touristen die Variante sich per Esel hoch führen zu lassen. Das führte dazu, dass ich immer wieder Eseln ausweichen musste und deshalb sogar hingefallen bin. Die Tiere wirkten dabei auf mich leider nicht sehr glücklich, denn sie wurden mit Peitschen angetrieben. Als ich es endlich geschafft hatte, wurde ich nicht nur mit dem Kloster, sondern auch einer sehr weiten Aussicht belohnt.
Der reine Aufstieg dauerte etwa eine dreiviertel Stunde, dabei habe ich nur sehr kurze Pausen zum Trinken gemacht und war sehr zügig unterwegs. Oben angekommen machte ich eine etwas längere Pause um weiter aufzusteigen und die Aussicht genießen zu können.
Alles in allem bin ich ganze 50 Kilometer gelaufen, im Nachhinein wären drei Tage wohl doch die bessere Wahl gewesen. Und trotz der begrenzten Zeit, habe ich alles gesehen was ich wollte und bin drei längere Strecken gewandert. Meine Wanderschuhe waren dabei sehr wichtig. Sie sind nämlich rutschfest und haben nicht vor Stürzen und kaputten Füßen bewahrt. Im nächsten Post werde ich eine Übersicht über drei Tage in Petra geben mit konkreten Routenvorschlägen für die einzelnen Tage, genauso wie ich laufen würde, wenn ich Petra nochmal besuchen würde. Dabei werde ich auch auf meine Ausrüstung und die Sehenswürdigkeiten eingehen. Vielleicht habt ihr ja Lust euch meine Vorschläge anzuschauen.
Don’t Panic!