Bergtour zum Mount Fuji
Nach dem Video-Bericht zu meiner Fuji-Tour im Spätsommer folgt nun auch eine textuelle Form.
Die offizielle Kletter-Saison ist im Juli und August, da es außerhalb dieser Zeit zu kalt bzw. windig ist. Angeblich muss man sich anmelden, falls man es trotzdem möchte, allerdings habe ich auch schon von Japanern gehört, die dies nicht gemacht haben.
Aufstieg über Nacht
Da ich den Sonnenaufgang sehen wollte, entschied ich mich für einen Aufstieg über Nacht mit direktem Abstieg am Morgen, wem das zu krass ist, der kann auch in zahlreichen Hütten übernachten, allerdings hat man oft nur ca. eine Tatami-Matte Platz und es ist sehr teuer.
Mein Bus (von Keio) fuhr um 19:30 Uhr in Shinjuku los und brauchte etwa 2,5 Stunden, das war auch die letzte Chance sich nochmal auszuruhen. Gekostet hat der Bus 2.700 Yen, was ich für einen guten Preis halte. Angekommen auf 2305m, Kawaguchi-ko 5th station, war es fast ein Kälteschock und sofort zog ich meine Fließjacke und meinen Schal an. Viele andere Wanderer machten genau dasselbe, was hier schon deutlich wurde, denn es war einiges los.
6 Stunden für 6 Kilometer
Der Weg ist sehr gut in Japanisch und Englisch beschildert, allerdings nicht beleuchtet, man sollte unbedingt eigenes Licht dabei haben, am Ende des Posts befindet eine Ausrüstungliste. Wegen des Sonnenaufgangs und der guten Erreichbarkeit hatte ich mich für den Yoshidatrail entschieden, welcher etwa 6km (bis zum Gipfel) lang ist. Alles in allem dauerte es ca. 6 Stunden bis ich oben war. Bilder vom Aufstieg gibt es leider keine, es war einfach zu dunkel. Je höher man kam, desto schlechter war der Weg und desto stärker der Wind. Irgendwann war mir trotz Zwiebelsystem super kalt. Unterwegs waren auch immer wieder Stationen mit Toiletten, deren Kosten mit der Höhe zunahmen. Das Ganze wirkte etwas unwirklich, da ich kaum sehen konnte, wo ich eigentlich gerade entlang ging. Um den Hang vor Abrutschen zu schützen waren immer wieder Bretter in den Boden gesteckt, daher bildeten sich hohe Stupfen, was den Aufstieg sehr unangenehm machte. Als einen weiteren Minuspunkt empfand ich die vielen Leute, an manchen engen Stellen staute es sich regelrecht.
Sonnenaufgang auf 3600m Höhe
Oben am Gipfel waren einige Hütten, die warme Getränke und Essen verkaufen, außerdem war es dort warm und windgeschützt, sodass ich entspannt auf den Sonnenaufgang warten konnte. Vor allem der Windschutz war wichtig, denn dieser fegte in hohen Geschwindigkeiten über den Gipfel, sodass ich Schwierigkeiten beim Laufen hatte. Außerdem enthielt der Wind Gesteinsstückchen, die teilweise auch weh taten.
Der Sonnenaufgang war wunderschön, trotz der vielen Leute, die sich in der vorderen Reihen drängten. Ging man noch ein paar Meter weiter, so gelangte man an den Krater, allerdings war es so windig, dass ich kaum laufen konnte und mehrere „Anläufe“ brauchte, um den Weg überhaupt hoch zu kommen.
Nach ca. einer Stunde oben, machte ich mich an den Abstieg, dieser zog sich über jede Menge Serpentinen und durch die nun aufgegangene Sonne konnte endlich die schöne Landschaft und Aussicht bewundert werden.
Zu guter Letzt noch Sonnenbrand
Mit abnehmender Höhe kam auch Wärme, sodass ich einige Sachen nach und nach wieder ausziehen konnte und mich irgendwann sogar eincremte, einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern, hatte ich aber trotzdem. Da ich nicht wusste wie lange es dauern würde, hatte ich kein Ticket für den Bus vorbestellt und da ich nicht 3 Stunden warten wollte, nahm ich eine alternative Route. Zunächst ein Bus für 1.300 Yen nach Kawaguchi-ko und von dort aus ein weiterer Bus nach Shinkuku (1.900 Yen). Klar war das ein wenig teurer, aber so konnte ich den Fuji noch aus der Ferne sehen und war insgesamt schneller zu Hause.
Eine Packliste für den Aufstieg:
- ✓ Sehr gute Wanderschuhe
- ✓ Gute Wandersocken
- ✓ Winddichte Regenjacke
- ✓ Taschen- oder Stirnlampe
- ✓ Funktions- oder ZipOff Hosen
- ✓ Energie-Riegel, z.B. Calorie Mate (gibt es in jedem Combini)
- ✓ Schal
- ✓ Handschuhe
- ✓ 100 Yen Stücke für die Toiletten
- ✓ Sonnencreme
Auch wenn die Tour sehr anstrengend war, hat es sich vor allem wegen des Sonnenaufgangs sehr gelohnt und ich würde es jederzeit wieder machen, allerdings mit minimal wärmerer Kleidung und einer Thermoskanne heißem Tee. Wer das Ganze als Video sehen möchte, der kann es hier anschauen.
あわてないでください!
Trivia:
Außer Mount Fuji gibt es noch die Bezeichnungen Fuji-san (富士山) und Fuji-yama (富士山). Übersetzt bedeuten beide Fuji-Berg, allerdings ist trotz selbem Kanji Fuji-yama falsch, da die Lesung „san“ immer dann benutzt wird, wenn das Kanji für Berg 山 hinter dem Namen eines Berges kommt. Die Bezeichnung Fuji-yama gibt es im Japanischen also gar nicht.
Es gibt auch ein Video zur Tour: